Raspberry Pi – Umbau zum Funkgerät mit rpitx

Raspberry Pi – Umbau zum Funkgerät mit rpitx

Von: Christian Sauer Lesedauer: 3 Minuten Veröffentlicht: Donnerstag, 17. März 2022 Tags: Technik

Wenn es eine Sache gibt, die Tüftler und Bastler immer wieder schaffen, dann ist es die Zweckentfremdung und damit einhergehende Erfindung neuer Produkte, welche an Genialität kaum zu übertreffen sind.

Viele kennen wahrscheinlich noch die Walkie Talkies oder CB Funkgeräte aus der Jugend. Der Funkverkehr hat sich allerdings auch in den letzten Jahrzehnten sehr stark modernisiert, wodurch vor allem die Digitalmodi immer mehr Verbreitung finden und wesentlich mehr Möglichkeiten als der normale Sprechfunk bieten.

Statt sich klassisch über das Wetter oder Nachrichten zu unterhalten, gibt es mittlerweile auch schon die Möglichkeit, Emails, Telemetriedaten, eine Art sehr minimalistischen Chat Messenger oder auch Bilder und Videos zu übertragen. Dies sind allerdings nur einige der unzähligen Anwendungsmöglichkeiten im Digitalfunk. Für das alles braucht man keinen leistungsfähigen Computer. Dies hat F5OEO schon mit dem kleinen Raspberry Pi geschafft. Wie genau die Signale im Inneren des RasPis erzeugt werden, kann im rpitx Forum nachgelesen werden unter groups.io/g/rpitx

Das größte Problem, vor dem man steht, wenn man tatsächlich mal mit dem Funken anfangen möchte, ist die Wahl des Funkgerätes. Von teuer bis sehr teuer für namhafte Hersteller ist nach oben hin alles offen. Ob man also nur zum Reinschnuppern direkt dreistellige Beträge für ein reines Funkgerät ohne weitere Funktionen zahlen möchte, bleibt einem selbst überlassen. Dahingegen ist der Raspberry Pi universell einsetzbar und – sofern gerade kein Halbleitermangel herrscht – sehr erschwinglich.

Hat man also noch einen Raspberry Pi in der Bastelkiste ohne Verwendung rumliegen, kann man diesen sehr schnell einsatzfähig machen. Für die ersten Tests reicht tatsächlich ein Stück Draht, welcher mit dem GPIO4 Pin verbunden wird. Sofern man nicht löten möchte, empfiehlt sich ein weibliches Jumperkabel.

Achtung! Ab jetzt muss aufgepasst werden, dass auch nicht aus Versehen etwas ausgesendet wird. In Deutschland kann man sich bei der Bundesnetzagentur die Frequenzzuteilungen ansehen. Unerlaubte Aussendungen sind strafbar und es gibt nur kleine freie Frequenzbereiche, die mit Auflagen genutzt werden dürfen, wie beispielsweise die ISM-Bänder. Um auf Nummer sicher zu gehen empfehle ich, einen Funkamateur in der Nähe aufzusuchen. Funkamateur kann jeder werden, der das nötige Fachwissen bei der Bundesnetzagentur ähnlich wie die Theorieprüfung beim Führerschein nachweisen kann. Dies privilegiert zur Nutzung der Amateurfunkbänder mit weitreichenden Befugnissen. Viele Funkamateure besitzen zudem ein amtliches Ausbildungsrufzeichen. Unter der Aufsicht des Funkamateurs kann man hiermit erste weltweite Funkverbindungen aufbauen und sehr viel Erfahrung in der Hochfrequenztechnik sammeln. Zudem können Funkamateure auch bei Fragen zu den genauen Frequenzbereichen helfen.

Hat man also einen Funkamateur, der einem über die Schulter guckt, kann man sich auch schon die nötige Software von F5OEO herunterladen. Sie ist auffindbar unter https://github.com/F5OEO/rpitx und Open Source.

Mittels Dreizeiler lässt sie sich auch im Handumdrehen installieren:

git clone https://github.com/F5OEO/rpitx

cd rpitx

./install.sh

Ein Funkamateur kann jetzt überprüfen, ob auch alles funktioniert, indem er beispielsweise sein Empfangsgerät auf die Testfrequenz einstellt und am Raspberry Pi den Easytest mittels

./easytest.sh

ausführt.

Ab jetzt kann man noch ziemlich viel verbessern und beispielsweise ein saubereres Sendesignal mit Bandpassfiltern oder Tiefpassfiltern erstellen. Die Konstruktion ist mit Messgeräten für Hochfrequenztechnik sehr leicht. Die meisten Funkamateure sind in kleineren Ortsverbänden mit Klubstationen vertreten. Dort sollte sich genug passendes Werkzeug und Expertise finden. Der DARC e.V. führt auch eine Liste der Ortsverbände unter darc.de

Fertig ist das Sendegerät. Wenn man auch eine andere Station Empfangen möchte, kann man beispielsweise einen RTL-SDR Stick an den USB Port anstecken und sich eine zweite Antenne für den Empfang basteln.